Die masurische Seenplatte im polnischen Nordosten zeichnet sich durch eine Vielzahl von Seen über eine Fläche von etwa 1700km² aus, die teilweise auch über kleine Kanäle miteinander verbunden sind.
Touristen genießen hier die entspannte Umgebung in einer eher dünn besiedelten Umgebung in Verbindung mit den gebotenen Wassersportmöglichkeiten und zum Verweilen.
Vielerorts ist Boots- und Schiffsverkehr im touristischen Sinne anzutreffen, während der Fischreichtum Angler einlädt. Andererseits finden sich hier auch zahlreiche dichte Urwälder mit einheimischen Säugetieren und Vögel.
Wir genießen im Juni 2023 drei schöne Wochen mit einer kleinen Rundtour durch dieses wunderbare Gebiet. Wir übernachten ausschließlich auf Campingplätzen, die sich allesamt stilecht in die jeweilige Landschaft einfügen.
Nach rund 1040km von daheim erreichen wir unseren Ausgangspunkt in Torun und machen einen Abstecher nach Frombork, bevor wir uns den Masuren nähern.
Zunächst verweilen wir am Mamry- und Niegocin See im nördlichen Teil der Masuren und machen dann einen Schlenker außerhalb in den Nationalpark Białowieża an der Grenze Weissrusslands.
Den Abschluss finden wir anschließend in Mikołajki und Mrągowo im südlichen Teil der Masuren, bevor wir zurück zu unserem Ausgangspunkt in Torun gelangen.
Toruń
Toruń zählt mit rund 210.000 Einwohner zu einer der ältesten und schönsten Städte Polens. Ihre gotische Altstadt ist nicht nur UNESCO Welterbe, sondern auch die Geburtsstadt des Astronomen Nikolaus Kopernikus.
An der Weichsel gelegen gibt es auf beiden Seiten des Flusses ein herrliches Panorama. Nördlich des Flusses liegt die Altstadt umsäumt von historischen mächtigen Mauern, südlich des Flusses findet sich der Bahnhof und das direkt am Wasser schön gelegene Naturschutzgebiet Kępa Bazarowa mit einer tollen Aussichtsplattform auf die gegenüberliegende Altstadt.
Zwei Brücken verbinden die Nord- und Südhälfte der Stadt miteinander. Auf der östlichen Seite die neu errichtete General-Elżbieta-Zawacka-Brücke, über die der Hauptverkehr der Strasse 91 geführt wird, und auf der westlichen Seite die Brücke Józef Piłsudski, die in den vergangenen Kriegen mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde.
Während diese in der Vergangenheit die zentrale Hauptschlagader mit der Strasse 15 zwischen beiden Seiten der Weichsel war, ist sie heute insbesondere mit ihrer Geschichte und Architektur ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, über die wir sehr gut zu Fuß zur Altstadt gelangen.
Vorbei am Museum Collegium Maximum erreichen wir direkt hinter der Brücke rechtsseitig den Zugang zur Fußgängerpassage, die neben zahlreichen Einkaufsgelegenheiten und Gastronomien mit erstaunlichen historischen Bauten aufwartet. Die Heilig-Geist-Kirche, das Nikolaus-Kopernikus-Denkmal, der Artushof Toruń, der Altstädtische Ring, der schiefe Turm von Toruń und das Baj-Pomorski-Theater sind nur einige der zahlreichen und sehenswerten Objekte, die sich zahlreichen Besuchern und Schulklassen erfreuen.
Wir haben uns auf dem Camping nr 33 "Tramp" eingerichtet, der direkt am Naturschutzgebiet liegt. Die Anlage bietet gleichermaßen großzügige durch großen Baumbewuchs schattierte wie auch sonnige Plätze auf überwiegend unparzelliertem Wiesengelände. Alternativ ist die Anmietung von kleinen Hütten oder Zimmern hier für Touristen ohne Zelt und Camper ebenfalls möglich.
Die Sanitäranlagen sind modernisiert und sauber, und ein direkt an der Rezeption gelegenes Restaurant lädt zum Speisen ein. Für sportliche Aktivitäten bietet sich der integrierte Tennisplatz an. Alternativ angrenzend für Jung und Alt das Freibad, das im Sommer Abkühlung verspricht.
Unsere Stellplatzgebühren für das Gespann mit 2 Personen und 2 Hunden liegen pro Nacht bei rund 20€ für das Gespann ohne Strom / 25€ mit Strom.
Frombork
Etwa 260km weiter nordöstlich erreichen wir Frombork, zu deutsch "Frauenburg", eine kleine Stadt im masurischen Ermland. Mit etwa 2330 Einwohnern liegt sie unweit der Grenze zu Königsberg.
Kopernikus verbrachte den Großteil seines Lebens hier mit Forschungsarbeiten und zeitweise als Domherr bis zu seinem Tod. Die gigantische Kathedrale ist ein riesiges Museum der Geschichte und umsäumt von Komplexen wie
Gemessen an der Einwohnerzahl wirkt die Anlage überdimensional und bestimmend über das gesamte Geschehen im Umfeld. Sie ist beeindruckendes Zeugnis der Vergangenheit, auf der viele Grundlagen unserer heutigen Kenntnisse beruhen.
Vorbei an einem kleinen Supermarkt gelangen wir zum Hafen und Strand des anliegenden Haff. Von hier aus gut sichtbar thront die Anlage imposant auf einer Erhöhung hervor.
Vielleicht 2km entfernt am Stadtrand haben wir uns auf dem CampCity Camping Frombork eingerichtet. Die Anlage ist nicht stark besucht und bietet ein romantisches Flair auf Wildwiesenwuchs, umsäumt von großen Bäumen und Büschen. Eine Jugendgruppe ist gerade unauffällig in den anliegenden Holzhütten untergekommen, ansonsten sind wir hier für uns alleine und genießen die Ruhe der Umgebung.
Mücken und Bremsen fallen uns zu bestimmten Tageszeiten verstärkt auf, mit guten Schutzvorkehrungen sind sie aber beherrschbar. Der Gesamtcharakter der Anlage hinterlässt einen eher rustikalen Eindruck mit einfachen Lösungen bis hin zur Sanitäreinrichtung. Mit etwa 20€ pro Nacht ohne Strom für unser Gespann mit zwei Erwachsenen und zwei Hunden ist der Campingplatz verhältnismäßig hochpreisig angesiedelt. Sicherlich wohl auch aufgrund der exponierten Lage der Umgebung.
Mamry-See
Wir fahren unweit der russischen Grenze 160km östlich entlang zum Mamry See. Auf den letzten Kilometern geht es über Schotterpiste bis zu unserem Ziel nördlich des Sees, dem Camping Cypel - Zwierzyniecki Róg - gelegen auf einer Halbinsel fernab von bewohnten Gebieten.
Das Umfeld zeigt sich weitestgehend naturbelassen. Auch hier ist die masurische Romantik nicht zu übersehen, zeigen sich bei Spaziergängen entlang des Seeufers immer wieder Bootsstege im Wechsel mit Schilfareale und Bewaldungen im Hintergrund.
Segelboote dominieren in verschiedenen Größen das Gewässer und laden zum entspannten Beobachten ein. Während das leichte Wellenplätschern am Ufer zu vernehmen ist, steigt der angenehme Seeduft in die Nase. Nicht nur wir, sondern auch unsere Hunde fühlen sich pudelwohl hier.
Die Campinganlage ist recht klein. Sie bietet allerdings nicht nur großzügige und unparzellierte Stellplätze auf einem Hügel mit Wiesenuntergrund und erstklassiger Aussicht auf den See, sondern neben Holzhütten direkt am Gewässer auch ein stilechtes biergartenähnliches Bistro mitsamt Bootsanleger, um den Seefahrern eine willkommene Anlegestelle zu bieten.
Mit unserem Ranger bekommen wir unseren Wohnwagen problemlos dank Allrad hinaufgezogen. Wer mit einem Zugfahrzeug der Abseits der Allradler anreist, wird den Wagen vom Campingplatzbetreiber mit Hilfe eines Traktors aufgestellt bekommen.
Direkt neben unserem Stellplatz befindet sich ein rustikaler Lagerfeuerplatz, an dem wir das obligatorische Stockgrillen der jugendlichen Gesellschaft am Abend mit genießen können.
Die Sanitäranlagen sind in einem Container installiert, funktional und sauber. Wir haben pro Nacht etwa 15€ bezahlt für unser Gespann, zwei Erwachsene und zwei Hunde, ohne Strom. Für das Gebotene ein sehr günstiger Preis.
Niegocin-See
Nur 44km weiter südlich erreichen wir am Niegocin See den Camping Echo. Mit direktem Zugang zum Gewässer, einem sehr sauberen Strandabschnitt, einer Grillhütte und vorbildlichen Sanitäreinrichtungen verdient sich die Anlage zurecht eine Vielzahl von Auszeichnungen. Der Übernachtungspreis von über 35€ pro Nacht inklusive Strom ist für das Gesamtpaket dementsprechend gerechtfertigt.
Der direkt benachbarte Ort Rydzewo ist zu Fuß gut erreichbar. Mit seinen vielleicht 350 Einwohnern spielen die Bootsanleger für den Tourismusverkehr offensichtlich die Hauptrolle. So treffen wir hier den Marina Lester Club mit dem größten Pier der Masuren an, der bis zu 40 Wasserfahrzeuge in den verschiedensten Größen aufnehmen kann. Unterstrichen wird der typisch masurische Charakter des Ortes mit sehr gut erhaltenen historischen Gebäuden, die uns beeindrucken.
Białowieża
Wir machen einen kleinen Abstecher abseits der Masuren und fahren 230km südöstlich zum Nationalpark Białowieża, nahe der Grenze Weißrusslands. Rund 2700 Einwohner leben hier überwiegend vom Tourismus und der Nationalparkpflege.
Wir treffen hier auf einige Aussichtstürme, von denen wir weitreichend das hiesige Umfeld des Parks beobachten. Ein Pfad über Holzstege führt kilometerlang durch den Wald bis zum Bison-Demonstrationsreservat.
Die Nationalparkdirektion liegt nahe dem Stadtzentrum. Neben kleinen Verkaufsständen fallen uns zahlreich Soldaten und Militärfahrzeuge auf, die offensichtlich aufgrund der Kooperation Weißrusslands mit der russischen Invasion in der Ukraine die Grenze sichern und geschlossen halten.
Etwas abseits der Stadt in östlicher Richtung treffen wir auf eine historische Anlage mit Dampflokomotiven, historischen Wagons und einer Dresine. Zusammen mit dem alten Wasserturm und dem im alten Bahnhofsgebäude integrierten Restaurant der gehobenen Klasse werden wir stilecht in die Vergangenheit gesetzt.
Wir haben uns auf der Camping und Gästehausanlage House of the Stork eingerichtet, eine sehr gut gepflegte altgewachsene Gartenanlage mit liebevoll umgestalteten Scheunen, historischen Bauten und integrierten neu gestalteten Sanitärinstallationen. Ein kleines Haus mit den typischen Einrichtungen der Nachkriegszeit zeugt als Museum von den Lebensbedingungen der damaligen Zeit.
Wir sehen vermehrt Storchennester in der Ortschaft. Auf Laternenmasten wurden Vorrichtungen installiert, welche die Storche offensichtlich zum Nestbauen locken und einladen.
Mikołajki
Es geht wieder zurück in die Masuren. Wir nehmen uns den südlichen Teil vor und steuern auf Mikołajki zu. Dieser Ort unterscheidet sich von vielen in den Masuren, denn hier geht es deutlich wilder zu. Nicht nur das Bootstreiben geht hier etwas zackiger als woanders, sondern auch die gut besuchte Promenade wirkt eher wie eine Partymeile. Beeindruckend, denn Mikołajki hat gerade mal rund 4.000 Einwohner gemeldet. Obendrein laufen die Vorbereitungen zum Radrennen, welches quer durch die Innenstadt und die Promenadenlandschaft führt. Prominenz ist hier nicht ausgeschlossen...
Ansonsten gibt es hier die Möglichkeit mit einem alten Piratenschiff auf Tour zu gehen. Das Segelschiff selbst ist schon sehenswert.
Wir übernachten auf dem Camping Wagabunda nr 2. Der Platz wird unter anderem auch vom ADAC empfohlen und bietet sowohl sonnige als auch schattige Plätze unter Bäumen an. Die Sanitäranlagen sind akzeptabel, der Preis von rund 30€ pro Nacht inklusive Strom ist sicherlich aufgrund der exponierten Lage erhöht.
Mrągowo
Unsere letzte Station ist 16km weiter westlich nahe Mrągowo der Campingplatz „Słoneczna Polana“ Camping Gregor. Direkt am Probarskie See gelegen staunen wir nicht schlecht, denn auf nur 16km Distanz zum lebendigen und lauten Mikołajki finden wir einen sehr ruhigen und landschaftlich verträumten Abschnitt mit einem traumhaften Strandbereich vor.
Die Anlage ist relativ jung und die Betreiber sind sehr aktiv, um ihren Gästen eine ungestörte Auszeit zu bieten. Die Stellplätze sind weitestgehend unparzelliert und ausreichend groß, um auch unser Gespann zu platzieren. Die Sanitäranlagen sind einfach gehalten und in einem sehr sauberen Zustand. In den Übernachtungskosten von rund 25€ pro Nacht ohne Strom sind sowohl Tretboote wie auch Paddelboote zum Verleih inklusive.
Ein kleiner Ausflug nach Mrągowo mit seinen etwa 22.000 Einwohnern lädt zum Spaziergang am Gewässer ein. Das Amphitheater auf der gegenüberliegenden Seeseite ist ein echter Blickfang und hat in der masurischen Umgebung eine große Bedeutung.
Für uns ist dies die letzte Station auf dieser Tour. Wir werden noch kurz einen Zwischenstopp in Toruń einlegen, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen werden.